Gott, Menschen und magische Tiere – Die MDM fördert neue Film- und Medienprojekte mit über 4,3 Millionen Euro
Der Vergabeausschuss der Mitteldeutschen Medienförderung GmbH (MDM) hat in seiner ersten Sitzung 2023 am 14. Februar Fördermittel in Höhe von 4.319.000 Euro für insgesamt 26 Projekte vergeben.
Nach „Die stillen Trabanten” und „Spuk unterm Riesenrad” widmet sich der Leipziger Regisseur Thomas Stuber mit „Der Frosch und das Wasser” einem besonderen Komödienstoff. Basierend auf dem Debüt-Drehbuch von Gotthart Kuppel erzählt der Film die Geschichte von Stephan Busch, genannt Buschi, der in einer betreuten Wohngemeinschaft lebt. Scheinbar völlig unvermittelt gerät er bei einem Ausflug in eine japanische Reisegruppe, fährt mit ihnen quer durch Deutschland und bis in die Schweiz und findet schließlich seinen Platz im Leben. Die Produktion der PANDORA Filmproduktionsgesellschaft mbH soll an Motiven in Thüringen und Sachsen realisiert werden und wird von der MDM mit 700.000 Euro gefördert.
„Kochschule Schwarz”, der neue Film von Dani Levy („Die Känguru-Chroniken”, „Alles auf Zucker”) entführt in das jüdische Restaurant Schwarz im München des Jahres 1938. Der Wirt Richard (Sepp Bierbichler) soll enteignet werden, aber durch die geniale Idee des falschen Anwalts Edgar (gespielt von Florian David Fitz) verwandelt sich das Restaurant in eine Kochschule, die ausreisewilligen Juden zu einem Visum verhilft. Das Drehbuch von Alexander Costea („Die Maßnahme”), Tristan Fiedler („Chamäleon”) und Dani Levy basiert auf einer wahren Geschichte, strotzt vor spannenden Wendungen und kombiniert Sprachwitz in der Tradition des jüdischen Humors mit reichlich Münchner Lokalkolorit (new!move films GmbH, 650.000 Euro).
Mit aktuell knapp 2,7 Millionen Besucher*innen ist „Die Schule der magischen Tiere 2” der erfolgreichste deutsche Film in diesem Jahrzehnt. Der mit Spannung erwartete dritte Teil der Verfilmung der beliebten Kinderbücher von Margit Auer „Die Schule der magischen Tiere 3” vereint erneut Regisseur Sven Unterwaldt und Drehbuchautor Thorsten Näter und soll im Sommer 2023 wieder zu großen Teilen in Sachsen-Anhalt und Thüringen gedreht werden (Kordes & Kordes Film Süd GmbH, 600.000 Euro).
Mit ihrer internationalen Koproduktion „KAIJU GO Home!” realisieren Expanding Focus ein actiongeladenes VR Spiel für die Oculus Quest. In diesem taktil angelegten Actiongame müssen die Spieler*innen in Form von Monstern möglichst taktisch verschiedene Städte zerstören, um das Universum vor der Spezies Mensch zu retten. Rafael Pavon hat sich für die Avatare Monster aus der japanischen Popkultur der 50er Jahre zum Vorbild genommen. Im letzten Jahr wurde bereits der Prototyp des Spiels in der Projektentwicklung gefördert (Expanding Focus GmbH, 400.000 Euro).
Regisseurin und Drehbuchautorin Ayub Kurdwin erzählt in „Mond” die Geschichte der ehemaligen Kampfsportlerin Sarah. Ihr neuer Job als Personal Trainerin für drei Töchter einer reichen Familie im Nahen Osten führt sie in einen Palast hinter Mauern, der rund um die Uhr bewacht wird. Sarah merkt allerdings schnell, dass das Boxtraining die Schwestern eher wenig interessiert. Wieso aber wurde sie dann engagiert? Der Debütfilm der kurdisch-österreichischen Filmemacherin „Sonne” feierte seine Weltpremiere im letzten Jahr auf der Berlinale (ROHFILM Berlin GmbH, 265.000 Euro).
„Dry Country” wirft den Zuschauenden in ein dystopisches Setting. Eine nicht endende Hitzewelle plagt das Land. Das Wasser ist knapp. Der sechzehnjährige Elio gehört zu den „Schmutzigen” - denen, die fast keinen Zugang mehr zu Wasser haben. Eines Tages lernt er den gleichaltrigen, reichen Azur kennen. Von da an verbringen sie jeden Tag in Azurs Pool, bis Elios alte und neue Welt kollidieren und plötzlich alles in Flammen steht. Das Coming of Age-Drama entsteht unter der Regie und nach dem Drehbuch von Malte Thomsen. Die verantwortliche Produktionsfirma Oma Inge Film & Kultur GmbH mit Sitz in Leipzig ist Teil des dritten Jahrgangs der MDM Gründerinitiative MEDIAstart (Oma Inge Film & Kultur, 250.000 Euro).
Ein mehr als 100 Jahre umfassendes Familienepos, angesiedelt auf einem Bauernhof in der Altmark, legt Mascha Schilinski mit „The Doctor says I’ll be alright but I’m feelin‘ blue” vor. Der Sprung eines kleinen Mädchens vom Heuboden wird zum Ausgangspunkt für die assoziativ verknüpften Alltagserinnerungen von vier jungen Frauen, die zu verschiedenen Zeiten auf dem Hof gelebt haben. So entsteht nicht nur ein dörfliches Gesellschaftsporträt, sondern gleichermaßen eine melancholisch gefärbte Reflexion über Vergänglichkeit, das Entstehen von Erinnerungen und die Prägung des Menschen durch seine Vorfahren (Network Movie Film- und Fernsehproduktion, 250.000 Euro).
Im Rahmen des MDM-Pilotprogramms realisiert Simone Unger den Dokumentarfilm „Der Blick in den eigenen Schatten”, der unseren Umgang mit dem kolonialen Erbe und der Aneignung fremder Kulturgüter thematisiert. Im Zentrum steht das Leipziger Grassi Museum für Völkerkunde, das älteste Museum und eines der größten seiner Art in Deutschland, bei dem das kritische Hinterfragen der eigenen Geschichte zu einer umfassenden konzeptionellen Neuausrichtung geführt hat (Lumalenscape, 167.000 Euro).
„Hannah Arendt: Thinking Is Dangerous” ist ein Dokumentarfilm über ein jüdisches Mädchen aus Königsberg und ihre Entwicklung zur bedeutendsten politischen Denkerin des 20. Jahrhunderts. Eine Heldinnenreise erzählt aus der Perspektive der Protagonistin, im Wesentlichen gestützt auf Zitate von Hannah Arendt selbst und dank zahlreicher Animationen ästhetisch anspruchsvoll umgesetzt. Das Buch- und Regie-Duo Tia Lessin und Carl Deal hat mehr als zehn Jahre mit Michael Moore zusammengearbeitet (u.a. „Fahrenheit 9/11”, „Bowling for Columbine”) und mit „Trouble the Water” und „The Janes” bereits zahlreiche eigene preisgekrönte Stoffe produziert. Die US-amerikanisch-deutsch-polnische Koproduktion von LOOKS Film & TV Produktionen GmbH wird mit 150.000 Euro in der Produktion gefördert.
Einen eindringlichen und sehr persönlichen Animadok-Film lässt Jelena Ilic mit „Eine Krankheit wie ein Gedicht” entstehen. Im Zentrum steht die Beziehung der Regisseurin zu ihrem psychisch kranken, inhaftierten Vater, mit dem sie die Leidenschaft für Zeichnen und Fotografie teilt. Wichtigstes Kommunikationsmittel zwischen beiden ist ein selbstgezeichnetes Comicbuch, das über animierte Sequenzen des Hallensers Falk Schuster auch Eingang in den Film findet (Made in Germany Filmproduktion, 90.000 Euro).
Der Leipziger Dokumentarfilmer Tom Fröhlich („Das perfekte Schwarz”) realisiert mit „Vor Gott und den Menschen” seinen Abschlussfilm an der Filmuniversität Babelsberg „Konrad Wolf”. Anlässlich seines 75-jährigen Jubiläums im Jahr 2024 beleuchtet Fröhlich die Entstehung und Bedeutung des deutschen Grundgesetzes und wirft in diesem Zusammenhang die Frage auf, inwiefern der Prozess der Wiedervereinigung ab 1990 zur besonders im Osten Deutschlands zunehmenden Demokratie-Skepsis geführt hat (Neue Celluloid Fabrik, 30.000 Euro).
Projektentwicklungsförderung erhalten das Drama „Ich ist ein Anderer” von Felix Randau (ostlicht filmproduktion, 50.000 Euro) und die Romanze „Tanhaa” von Kanwal Sethi (Neufilm, 50.000 Euro).
Im Stadium der Stoffentwicklung fördert die MDM die historische Drama-Serie „Die Kunst der Verschwendung” (Drehbuch: Jens Becker und Linda Brieda, Mideu Films, 30.000 Euro), das Drama „Streams” (Drehbuch: Alon Sahar, 42film, 30.000 Euro), die Literaturverfilmung „Die Paradiese von Gestern” (Drehbuch: Mario Schneider, 25.000 Euro), die Tragikomödie „Autor ohne Werk” (Drehbuch: Nadine Gottmann und Kim Zimmermann, 25.000 Euro) sowie die historische Drama-Serie „Krieg und Liebe – Eine Lausitzsaga aus der Napoleonischen Zeit” (Drehbuch: Olaf Winkler und Jeannette Arndt, 25.000 Euro).
Im Verleih wird die Tragikomödie „Mediterranean Fever” (Regie: Maha Haj, Pallas Film, 28.000 Euro), der Kinderfilm „Neneh Superstar” (Regie: Ramzi Ben Sliman, Weltkino Filmverleih, 25.000 Euro), das Drama „Lipstick on the Glass” (Regie: Kuba Czekaj, W-film Distribution, 20.000 Euro) wie auch das Sozialdrama „Unser Fluss… Unser Himmel” (Regie: Maysoon Pachachi, barnsteiner-film, 20.000 Euro) gefördert.
Weiterhin gewährt die MDM Fördermittel für Weiterbildungen der IAMA - International Academy of Media and Arts (140.000 Euro), die Akademie für Kindermedien (136.000 Euro), die Filmmusiktage Sachsen-Anhalt (120.000 Euro) und KIDS Regio (43.000 Euro).
Weitere Informationen zu den geförderten Projekten sind hier (PM) und hier (Übersicht Förderentscheidungen) zu finden.